Arbeitsmarkt Bremen: Ein Armutszeugnis für die herrschende Politik

Ein Beitrag aus dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) Bremen

von Manfred Steglich
06.09.2025



Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen für Bremen im August 2025 sind ein schonungsloser Spiegel des Versagens der etablierten Politik. Mit 44.430 registrierten Arbeitslosen und einer Arbeitslosenquote von 11,8 Prozent führt Bremen die bundesweite Statistik der Arbeitslosigkeit an - ein trauriger Rekord, der die strukturellen Probleme unseres Wirtschafts- und Sozialsystems schonungslos offenlegt. Diese Zahlen sind nicht nur Statistik, sie stehen für Zehntausende Menschen, die täglich um ihre Existenz kämpfen, während die Politik mit Phrasen und Scheinheiligkeit antwortet.

Die Entwicklung ist alarmierend: Gegenüber dem Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit um 2.332 Personen, was einer Zunahme von 5,5 Prozent entspricht. Besonders dramatisch zeigt sich die Situation bei den Männern mit einer Quote von 12,0 Prozent, aber auch bei den Frauen liegt sie mit 11,6 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt. Diese Zahlen entlarven die Mär vom angeblich florierenden Arbeitsmarkt als das, was sie ist: eine Lüge der Mächtigen, die von den realen Problemen der Menschen ablenken soll.

Der Blick auf die Struktur der Arbeitslosigkeit macht das Dilemma noch deutlicher. Von den 44.430 Arbeitslosen in Bremen sind 33.072 Personen auf das sogenannte Bürgergeld angewiesen, das nichts anderes ist als eine Neuauflage des menschenverachtenden Hartz IV-Systems. Trotz kosmetischer Namensänderung bleibt es dabei: Ein System der Drangsalierung, der Kontrolle und der bewussten Niedrighaltung von Menschen, die Unterstützung brauchen. Die Tatsache, dass 49,8 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten als arbeitslos registriert sind - deutlich über dem ohnehin schon erschreckenden Bundesdurchschnitt von 48,3 Prozent - zeigt, wie sehr dieses System versagt hat. Dabei ist die Ursache klar: Es mangelt nicht an der Bereitschaft der Menschen zu arbeiten, sondern an menschenwürdigen Arbeitsplätzen, von denen man leben kann. Statt echter Lösungen wird jedoch weiter auf das gescheiterte Rezept von Druck und Sanktionen gesetzt. Menschen werden in sinnlose Maßnahmen gedrängt, überwacht und gegängelt, während die eigentlichen Probleme ungelöst bleiben. Das Ergebnis dieser Politik sehen wir in Bremen besonders deutlich: eine Stadt, in der jeder neunte Erwerbsfähige arbeitslos ist.

Besonders empörend ist die Situation der jungen Menschen. 4.212 unter 25-Jährige sind arbeitslos gemeldet, ein Anstieg um 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von diesen jungen Menschen sind 2.789 auf das Bürgergeld angewiesen. Hier zeigt sich die ganze Perversität des Systems: Statt einer ganzen Generation Perspektiven zu bieten, werden sie in die Abhängigkeit gedrängt und mit prekären Angeboten abgespeist. Diese jungen Menschen sind nicht das Problem - sie sind Opfer einer Politik, die ihre Zukunft für Profite und Machterhalt opfert.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht hat dazu eine klare Position: Schluss mit der Armutsverwaltung, her mit echter Arbeit für alle. Die Zahlen aus Bremen bestätigen unsere Analyse, dass das bestehende System grundlegend reformiert werden muss. Wir fordern einen sofortigen Stopp aller Sanktionen im Bürgergeld-Bereich. Menschen in Not zu bestrafen ist nicht nur ineffektiv, es ist unmenschlich.

Darüber hinaus muss endlich in echte Arbeitsplätze investiert werden. Bremen braucht einen öffentlichen Beschäftigungssektor, der mindestens 2.000 zusätzliche Stellen in Bildung, Pflege, Umwelt und Kultur schafft. Diese Arbeitsplätze sind gesellschaftlich notwendig und könnten sofort geschaffen werden, wenn der politische Wille da wäre. Gleichzeitig muss der Mindestlohn auf 15 Euro angehoben werden, damit Arbeit wieder zum Leben reicht und nicht länger durch Steuermittel subventioniert werden muss.

Die Hafenstadt Bremen hat dabei besondere Potentiale, die durch eine vernünftige Wirtschaftspolitik gehoben werden könnten. Investitionen in eine ökologische Transformation des Hafens, der Ausbau der Windenergie-Industrie und die Stärkung nachhaltiger Logistikzentren könnten Tausende zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen. Stattdessen wird das Geld in Rüstung und andere gesellschaftlich schädliche Bereiche gesteckt, während die Menschen in Bremen auf der Strecke bleiben.

Die aktuelle Bundesregierung offenbart mit ihrer Politik ihre wahren Prioritäten: Während für Waffen und Kriegsvorbereitung scheinbar unbegrenzt Geld zur Verfügung steht, wird bei den Menschen gespart. Milliarden fließen in fragwürdige Subventionen für Großkonzerne, während gleichzeitig über angeblich zu hohe Sozialausgaben gejammert wird. Diese Heuchelei muss ein Ende haben. Die Mittel für eine andere Politik sind da - sie werden nur falsch verwendet.

Auch die bremische Landespolitik bleibt weit hinter dem Notwendigen zurück. Statt mutiger Investitionsprogramme und entschiedenen Drucks auf die Bundesregierung begnügt man sich mit der Verwaltung der Probleme. Das reicht nicht mehr. Bremen braucht eine Politik, die den Mut hat, das System grundsätzlich in Frage zu stellen und echte Alternativen zu entwickeln.

Das BSW zeigt einen anderen Weg auf: Eine Politik, die Menschen respektiert statt sie zu drangsalieren, die in sinnvolle Arbeitsplätze investiert statt in Überwachung und Kontrolle, und die soziale Sicherheit als Menschenrecht versteht. Die Finanzierung dieser Politik ist möglich, wenn endlich Vermögende und Konzerne angemessen zur Finanzierung des Gemeinwesens herangezogen werden, wenn die Explosion der Rüstungsausgaben gestoppt und wenn Steuerhinterziehung konsequent bekämpft wird.

Die Arbeitsmarktzahlen für Bremen sind ein Weckruf. Sie zeigen, wohin eine Politik führt, die den Menschen nicht dient, sondern den Interessen einer kleinen Elite. Das BSW wird nicht müde werden, diese Missstände anzuprangern und Alternativen aufzuzeigen. Denn hinter jeder Zahl steht ein Mensch mit Träumen, Hoffnungen und dem Recht auf ein würdevolles Leben. Diese Menschen haben eine bessere Politik verdient - und das BSW wird dafür kämpfen, dass sie diese auch bekommen.

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