von Werner Rügemer*
In seiner National Security Strategy fordert US-Präsident Donald Trump Eingriffe der „gottgegebenen Nation“ auf allen Kontinenten. Gegen Russland und China hält er sich (noch) zurück, aber Vasallen wie die in Europa sollen bluten, noch mehr als jetzt schon.
„Make America Great Again“: Diese seine Wahlkampfparole fasste Trump jetzt in einer
umfassenden Strategie zusammen. Er gibt sich als Friedensstifter, aber „Frieden“ wie im
Nahen Osten ist vor allem Vorwand für neue Investitionen. Mit seiner jüngeren,
aggressiveren, global noch wenig präsenten Kapitalfraktion sucht er Lücken in der
bisherigen Globalisierung. Die Großkonflikte werden für später aufgehoben.(1)
Grundsätze für die erneute Weltführung
„Amerika bleibt, mit seinen gottgegebenen natürlichen Rechten … die größte und
erfolgreichste Nation der Menschheitsgeschichte und die Heimat des Friedens auf Erden,“
so beginnt Trumps Denkschrift. Diese Führungsstellung der USA soll nach den Fehlern von
Regierungen der Demokraten-Partei – Bill Clinton, Barack Obama, Joe Biden – nicht nur
wiederhergestellt werden, sondern: Damit „unser Land noch größer wird, als es je war“,
stellt Trump folgende Leitlinien auf:
*Militär:
„Um unser nationales Interesse zu schützen, wollen wir das mächtigste, tödlichste und
technologisch am höchsten entwickelte Militär der Welt, wir wollen es rekrutieren,
trainieren, ausrüsten, einsetzen, Kriege verhindern oder sie notfalls schnell und endgültig
gewinnen, mit möglichst geringen Verlusten für unsere eigenen Kräfte.“
*Wirtschaft:
„Wir wollen die stärkste, dynamischste, innovativste, am höchsten entwickelte Wirtschaft
der Welt, Grundstein unserer globalen Führung und notwendig für unser Militär, mit der
robustesten industriellen Basis, auch für die Militärproduktion.“
*Energie:
„Wir wollen den robustesten, produktivsten, innovativsten Energiesektor der Welt, nicht nur
für das amerikanische Wirtschaftswachstum, sondern auch als eine unserer führenden
Exportindustrien.“
*Soft power:
„Wir wollen die Vereinigten Staaten weiter erhalten als einzigartige ‘soft power’, mit der
wir unseren Einfluss über die ganze Welt ausüben, für unser nationales Interesse. Nur mit
geistiger und kultureller Gesundheit ist langfristige nationale Sicherheit möglich, also mit
Religion, Patriotismus, Familie … Dafür wollen wir unsere Ruhmestaten und Helden in
Ehren halten und aufblicken zu einem neuen goldenen Zeitalter.“
Modernisierung der Monroe-Doktrin
Trump beruft sich auf die Monroe-Doktrin: Er aktualisiert sie für die Gegenwart.
1823 hatte der US-Kongress die „Monroe-Doktrin“ beschlossen, benannt nach dem
damaligen Präsidenten James Monroe. Er gehörte zu den US-Gründungsvätern. Die Doktrin
legt das „Interventionsverbot für ausländische Kräfte“ fest: Die USA, gegründet mit 13
Bundesstaaten an der Ostküste Nordamerikas, inzwischen erweitert auf 24 Staaten, dürfen,
so die Doktrin, bei ihrer weiteren militärisch-wirtschaftlich-politischen Expansion auf dem
nordamerikanischen Territorium in Richtung Ostküste nicht durch andere Staaten behindert
werden! Das richtete sich vor allem gegen die europäischen Kolonialmächte England und
Frankreich.
„Nationales Interesse“ nach US-Verständnis und nach der Monroe-Doktrin besagt also: Der
Staat USA darf sich mit allen Mitteln über sein bisheriges Staatsgebiet hinaus ausdehnen,
auch mit militärischer Hilfe. Wenn andere Staaten die USA daran hindern wollen, darf
gegen sie Krieg geführt werden.
Dazu gehörte auch das Recht, auf eroberten Gebieten die Einwohner zu enteignen, zu
vertreiben und notfalls zu töten, also auch Völkermord: Er wurde im Gefolge der MonroeDoktrin 1830 durch den Indian Removal Act eingeleitet (Gesetz zur Entfernung der
Indianer).
Dazu gehörte auch das Recht, Krieg zum Beispiel gegen den Staat Mexiko zu führen, ihm
Gebiete abzunehmen, daraus neue US-Staaten wie New Mexico, Kalifornien, Utah, Nevada
zu bilden und dort auch die Sklaverei wieder einzuführen, die in Mexiko abgeschafft worden
war.(2)
Zusammengefasst: „Nationale“ Sicherheit der USA bedeutet Zugriff nicht nur auf den Staat
USA, sondern auf die ganze Erde, im Prinzip auf alle anderen Staaten und mit Praktiken, die
in den USA selbst gelten.
Verteidigungsministerium heißt wieder Kriegsministerium
Trump selbst beruft sich namentlich auf zwei wichtige US-Politiker des 19. Jahrhunderts,
die für diese strukturellen US-Praktiken stehen:
Durchdringung der „Westlichen Hemisphäre“
„Was wollen wir in und von der Welt?“, heißt es weiter in Trumps Nationaler
Sicherheitsstrategie. Die Antworten sind gegliedert nach den wichtigsten US-Einflussgebieten der Erde und nach der Rangfolge ihrer Wichtigkeit.
An erster Stelle steht die „westliche Hemisphäre“. Das sind die „reichen Staaten“, der
traditionell sogenannte „Westen“, der seit Ende des Zweiten Weltkriegs von den USA
geführt wird: militärisch, aber auch mit Präsenz von Banken, Konzernen, Stiftungen,
Beratern, Agenturen, nicht zuletzt auch Geheimdiensten.
Diese Alliierten bzw. Vasallen sollen die USA beim Kampf gegen „Massenmigration, Drogen-Terroristen und andere kriminelle Organisationen“ unterstützen. Das sind die direkt
rechtsradikalen Narrative, die für die Trump-Regierung auch in den USA gelten. Real aber
geht es vor allem darum: Diese „westliche Hemisphäre“ soll frei bleiben vom Zugriff
„feindlicher Kräfte“ auf wichtiges Eigentum. Und die US-Alliierten sollen wichtige
Lieferketten schützen und sollen den USA den „dauerhaften Zugang zu strategischen
Schlüsselstellungen sichern“. Die USA sollen auf dieser Grundlage ihre vielgestaltige,
umfassende Führungsposition ausbauen können. Die „feindlichen Kräfte“: Das ist vor allem
China, das in pragmatischer Einsicht allerdings vorsichtig behandelt und nicht beim Namen
genannt wird.
Dass Trump nationalistische, reaktionäre bis faschistoide Kräfte unterstützt, das hat er
schon bei der rassistischen, nationalistischen, rechtsextremen Truppe um den ukrainischen
Präsidenten Selenskyj gezeigt, ebenso in der fundamentalen Unterstützung für die
Regierung seines seit drei Jahrzehnten wichtigsten politischen Freundes, seines „Bibi“
Netanjahu in Israel.
Merz & Co. unterwerfen sich dem mächtigsten Rechtsextremisten der Welt
In Deutschland hat Trump sich die AfD geködert, ok. Darüber regen sich unsere kaputten
Führungsmedien auf. Aber seine rechtsextreme Realpolitik zieht Trump ja schon längst mit den führenden Politikern Europas durch, mit Friedrich Merz/Deutschland,
Macron/Frankreich, Starmer/England, Tusk/Polen und mit Kaja Kallas und Ursula von der
Leyen/EU:
Auch die asiatischen Vasallen werden hergenommen
Trumps Nationale Sicherheitsstrategie stellt an zweite Stelle den Indopazifik: „Der
Indopazifik mit seinen zentralen Seewegen soll offen und frei gehalten werden“ gegen
„fremde Akteure, die die amerikanische Wirtschaft schädigen“. „Verlässliche Lieferketten“
sollen ebenso gewährleistet werden wie „der Zugang zu kritischen Materialien“. Dies ist,
verhalten formuliert, gegen China gerichtet und verbunden mit Aufrüstungen und
Investitionen der alliierten US-Staaten in Asien.
So zwingt die Trump-Regierung Japan, Südkorea, Taiwan und die Philippinen:
Militärbudgets erhöhen! In den USA investieren! Das sind die Staaten der „Ersten
Inselkette“, die China am nächsten liegen. Sie sollen wie die europäischen NATO-Staaten
ihre Militärausgaben auf fünf Prozent des BIP erhöhen. Sie leiden selbst unter
wirtschaftlichem Rückgang wie in Europa vor allem Deutschland, sollen aber auch noch
mehr in den USA investieren. Und sie sollen noch mehr US-Militärs aufnehmen, mit direkter
Präsenz oder als Berater.
Das gilt in anderer Weise auch für Australien. Übrigens baut dort der „deutsche“
Rüstungskonzern, dessen führende Aktionäre inzwischen aus den USA kommen und der
inzwischen die meisten Filialen in den USA betreibt, eine neue Filiale für den Bau von
Panzern, die den dortigen Bedingungen angepasst sind.
Naher Osten: Groß-Israel mit arabischen Staaten
In der Nationalen Sicherheitsstrategie heißt es an dritter Stelle zum Nahen Osten: „Wir
wollen verhindern, dass eine gegnerische Macht im Mittleren Osten eindringt, Zugriffe auf
seine Öl- und Gasreserven bekommt und die Engpässe der Seewege blockiert.“
Dazu gehört die Umgestaltung des Nahen Ostens durch Israel, das während des GazaKrieges auch seine bisherige Besatzungszone in Syrien ausgebaut hat, ein halbes Dutzend
Militärstützpunkte betreibt. Israel bombardiert mit oder ohne US-Zustimmung in Syrien und
auch im Libanon, bombardierte den Iran, was die US-Regierung mit der Operation Midnight
Hammer zuspitzte.
Das von Trump eingefädelte Gaza-„Waffenstillstandsabkommen“ bringt nicht einmal einen
Waffenstillstand, hat die militärische Besetzung des Gazastreifens durch Israel sogar noch erweitert und erkennt keinerlei palästinensische Vertretung an.
Mithilfe der Abraham Accords hat Trump seit seiner ersten Amtszeit schrittweise Golf- und
weitere arabische und muslimische Staaten mit Israel (irgendwie) versöhnt und die
Unterstützung für die Palästinenser beendet. In Fortsetzung und Vollendung dessen, was
auch Demokraten-Regierungen der USA, mit EU-Unterstützung, jahrzehntelang vorbereitet
haben: Israel übt im Nahen Ost jetzt nach dem Gaza-Krieg eine (stellvertretende) „imperiale
Macht“ aus: Das stellt sogar das führende US-Leitmedium fest, die New York Times:
„’Imperial Israel’ in the New Middle East“: „Israels Zugriff reicht schier überall hin, indem
es ständig regionale Feinde bombardiert.“(3)
So soll mithilfe des US-Stellvertreter-Kriegers der erweiterte Nahe Osten als neues
Investitionsgebiet erschlossen werden: nicht nur zunächst der Gazastreifen, und auch die
Westbank. Vor allem aber sind die führenden US-Digital-, Rüstungs-, Energie- und
Tourismuskonzerne in den Golf-Staaten aktiv. Die müssen ohnehin Abschied von Öl und Gas
nehmen, investieren aber Hunderte Milliarden Dollar auch in den USA. So vereinbarte die
US-Regierung mit dem Prinzen von Saudi-Arabien, dass seine Staatsfonds mindestens eine
Billion (in den USA: „trillion“) Dollar in den USA investieren, auch in Rüstung.(4)
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) organisierten vom 8. bis 10. Dezember 2025 im
Palast des Ölkonzerns Adnoc das nach eigener Aussage „größte Medienevent der Welt“ mit
60.000 Teilnehmern aus 132 Staaten, mit Medienvertretern, PR-Agenturen und
Unternehmen in den Bereichen Digitalmedien, Spiele, Musik, Marketing, „um den
Journalismus zu transformieren“ – gewiss ein dringlicher Wunsch von Trump, und nicht nur
von ihm.(5)
Globaler Süden: USA noch aggressiver
In Trumps Denkschrift heißt es: „Amerika und seine Alliierten haben bis jetzt noch keinen
gemeinsamen Plan für den sogenannten Globalen Süden, auch hinsichtlich dessen riesiger
Ressourcen.“ Weiter heißt es, dass Europa, Japan, Südkorea und andere dort zwar sieben
Billionen Dollar investiert haben, dass „multinationale Banken“ dort Kredite laufen haben –
aber vor allem die USA sind kaum präsent, und China ist längst vorgedrungen.
Traditionell liegt für das US-Imperium eigentlich der lateinamerikanische „Hinterhof“ am
nächsten. Aber den haben die von der Demokraten-Partei und ihren Regierungen vor allem
geförderten Digitalkonzerne bei ihrer Globalisierung sträflich vernachlässigt, so Trump. Das
will er jetzt nachholen, möglichst schnell, punktuell, unsicher. Genaueres steht in der
Strategie-Erklärung nicht.
Panamakanal
Vergleichsweise leicht zu erfüllen war Trumps Wunsch: Wir wollen Panama wiederhaben,
das hat uns doch über 100 Jahre lang gehört! Einen ersten Schritt ermöglichte der
inzwischen größte US-Investor BlackRock. Er war zwar eng mit den US-Regierungen von
Bill Clinton, Barack Obama und Joe Biden verbunden, wurde durch sie groß, hat sich aber
schnell zu Trump bekannt. BlackRock kaufte Anfang 2025 die beiden Häfen des
Panamakanals: So landen die Gebühren in den USA, und die USA kontrollieren die
Durchfahrt.
Argentinien: Milliardenhilfe für Kettensäge-Politiker
Wie auch in Europa und weltweit sucht Trump nationalistische, rechtsextreme, auch
faschistoide Medien, Partner, Parteien. So förderte er den Elon-Musk-Imitator, den
Kettensäge-Neoliberalen Javier Milei in Argentinien: Obwohl der Staat nach der Ukraine zu
den am meisten überschuldeten Staaten gehört, bekam er von der Trump-Regierung eine
Extrahilfe von 20 Milliarden Dollar, die er von keiner Bank bekommen hätte.(6)
Venezuela: Militärischer Regime Change
Die Entwicklung Venezuelas zu einem postkolonialen, souveränen Staat, vor allem seit
Präsident Hugo Chávez, wurde von allen US-Regierungen bekämpft, mithilfe von NGOs in
Venezuela wie auch mit externen Sanktionen, auch etwa mithilfe des US-finanzierten
Alternativ-Präsidenten Guaidó, der dann doch keinen Erfolg hatte. Trump will den jetzigen
Präsidenten Nicolas Maduro absetzen, hat 50 Millionen Dollar Belohnung für seine
Verhaftung ausgeschrieben.(7) Verschwörungspraktischer Vorwand: Maduro ist der
Drogenchef Südamerikas und bedroht damit die „nationale Sicherheit“ der USA.
Das US-Militär hat inzwischen mehrere Schiffe versenkt und hundert Menschen getötet,
auch Überlebende solcher Attacken. Im annektierten US-Gebiet Puerto Rico hat Trump den
Militärstützpunkt wiederbelebt und Tausende Soldaten postiert. Die US-Geheimdienste sind
eingeschaltet. Ein Militärschlag wird ausgeführt, sobald er als aussichtsreich gilt.
Dass die Drogen-Verschwörung nur ein Vorwand ist, wird in aller Öffentlichkeit auch
dadurch bestätigt: Trump hat Juan Orlando Hernandez begnadigt. Der Ex-Präsident von
Honduras war in die USA verschleppt und wegen Drogenhandels zu 45 Jahren Gefängnis
verurteilt worden. Jetzt, nach vier Jahren, ist er wieder ein freier Mann – und ein erhoffter
Mittäter Trumps in Lateinamerika.(8)
Afrika und periphere Regionen
Die Trump-Regierung sucht auch weitere Lücken in der bisherigen Globalisierung, in „peripheren Regionen“ auf allen Kontinenten. Überall geht es auch um das Zurückdrängen
Chinas. Die genauen Maßnahmen werden im Strategie-Konzept gerade hier überhaupt nicht
erwähnt.
In Afrika geht es zunächst um seltene Erden und andere „kritische Mineralien“, die für den
von den Trump-Kapitalisten hochbeschleunigten KI-Hype noch mehr benötigt werden als
bisher. Der aufsteigende US-Stellvertreter-Krieger Vereinigte Arabische Emirate – sie
beherbergen den für die Golfregion zentralen US-Militärstützpunkt Gulf Air Warfare Center
– unterstützen deshalb die terroristische Paramilitär-Organisation Rapid Support Forces
(RSF) im Sudan.(9)
Trump hat wie im bekannten Fall des Gaza-„Friedensabkommens“ die Methode entwickelt,
kurzfristig Konfliktparteien zusammenzurufen, „Frieden“ oder „Waffenstillstand“ zu
verkünden und dabei für US-Unternehmen aus seinem Umkreis langfristige Investitionen zu
sichern – auch wenn die Konflikte weitergehen. Dies gilt etwa für Armenien mit
Aserbaidschan, wo Trump den langfristigen Betrieb des Sangesur-Korridors gesichert hat.
Ähnliches gilt für Demokratische Republik Kongo mit Ruanda, für Indien mit Pakistan, für
Thailand mit Kambodscha, für Ägypten mit Äthiopien, für Serbien mit Kosovo.(10)
Die Grenzen von Trumps nationaler Globalstrategie
Die allermeisten Investoren, Unternehmer, Spekulanten, Immobilienhaie im Umkreis
Trumps, die vielfach auch in der Regierung vertreten sind, sind bisher global noch kaum
vertreten. Der kurzzeitig in der Regierung mitmischende Elon Musk war eine Ausnahme.
Trump und sein Schwiegersohn Jared Kushner haben zwar Golfplätze in Schottland, in den
Golfstaaten und Immobilien auch in israelischen Siedlungen im Westjordanland, aber sie
wollen eben auch mit großen Unternehmensinvestitionen global nachholen. Deshalb suchen
sie die Lücken, und deshalb sind sie aggressiver.
Aber sie verschätzen sich – nicht in allen Fällen, aber im Prinzip. Trumps Vorbild an der
ungehindert aufsteigenden Großmacht im 19. Jahrhundert, die direkte Kombination von
Militär, Enteignung, Investitionen und Regime Changes im lateinamerikanischen und dann
auch asiatischen Hinterhof – das ist Nostalgie.
Sicher, die UNO, die historisch bisher größte Leistung der Menschheit für eine
internationale Ordnung, ist in allen wichtigen Kriegen und Konflikten immer hilfloser
geworden – aber ja vor allem durch den Mitgründer USA selbst. Die USA haben von Anfang
an immer mehr neben und auch gegen die UNO ihre Kriege und Regime Changes
durchgezogen, mit jeweils zusammengerufenen „Koalitionen der Willigen“, oder eben auch ohne solche. Darüber konnte sich Trump bei seinem Auftritt vor der UNO im September
2025 so vordergründig lustig machen, sodass selbst die ansonsten Trump-folgsamen
deutschen Leitmedien die Fakes erkannten.(11)
Der von Trump in seiner Denkschrift nebenbei mal erwähnte „Rest der Welt“ hat sich aber
schon seit etwa drei Jahrzehnten schrittweise immer weiter selbst organisiert, auch neben
der UNO. Dass die USA mit dem korrumpierten ersten Regierungschef des
nachsozialistischen Russlands, Boris Jelzin, dann doch keinen Erfolg hatten, sondern mit der
Nachfolgeregierung unter Putin mit einem zunehmend souveränen, wichtigen, immer weiter
global vernetzten Staat konfrontiert sind – das war einer der Anfänge für das Ende der USVorherrschaft. Das sollte mit dem US-Stellvertreter-Krieger Ukraine gekippt werden – aber
dass das nicht gelungen ist, muss selbst die Trump-Truppe jetzt eingestehen und versucht,
daraus noch ein paar Vorteile herauszuholen, zulasten der europäischen „Freunde“.
Vor allem die zudem nicht-militärische, wirtschaftliche, kooperative, global sich schnell
erweiternde und vertiefende Multipolarität mit den Formaten BRICS, CELAC
(Lateinamerika), FOCAC (Afrika), SCO (Asien), EEF (Ostasien) praktizieren eine Alternativ-Struktur, der die USA nichts mehr entgegenzusetzen haben – was sie aber gerade deshalb
umso gefährlicher macht.(12)
Anmerkungen
[1] National Security Strategy of the United States of America, Washington, The White
House, November 2025
[2] Genaueres auch zum Folgenden siehe Werner Rügemer: Verhängnisvolle Freundschaft,
4. aktualisierte Auflage, Köln 2024, Seite 12-89
[3] ‘Imperial Israel‘ in the New Middle East, New York Times 28.11.2025
[4] Fact Sheet: President Donald J. Trump Solidifies Economic and Defense Partnership
with the Kingdom of Saudi-Arabia, The White House November 18, 2025
[5] Bridge Summit Looks to Become the Largest Cross-Sector Media Event in the World,
New York Times 28.11.2025
[6] Trump unterstützt Milei mit 20 Milliarden Dollar, amerika21.de 14.10.2025
[7] USA verdoppeln Belohnung für Festnahme Maduros, tagesschau.de 8.8.2025
[8] Begnadigung durch Trump – Honduras Ex-Präsident aus Gefängnis entlassen, Der
Spiegel 2.12.2025
[9] Why is the UAE involved in Sudan’s bloody war? middleeasteye.net 4.11.2025
[10] How many wars has President Trump really ended? bbc.com/news 15.10.2025
[11] Trump bei UN-Vollversammlung. Eine Rede voller Falschbehauptungen,tagesschau.de/faktenfinder/trump-rede-un-100.html 24.9.2025
[12] Werner Rügemer: Trump’s „America First“ – A Change in US Strategy, World Marxist
Review 2/2025, dx.doi.org/10.62834/8j5fth62
* Werner Rügemer
letzte Veröffentlichungen:
*Werner Rügemer: BlackRock Germany. Die heimliche Weltmacht, ihre
Praktiken in Deutschland und Friedrich Merz. 112 Seiten, 14,80 Euro,
Hintergrund Verlag Berlin 2025, ISBN 978-3-910568-17-4
*Werner Rügemer: Verhängnisvolle Freundschaft. Wie die USA Europa
eroberten, zunächst vom 1. zum 2. Weltkrieg. Köln 2023, 326 Seiten,
22,90 Euro. Französisch: Amitié fatale 2024, hardcover, softcover,
e-Book; spanisch: Una amistad condenada, 2024; englisch: Fatal
friendship, print, e-Book, London, 2025; griechisch: Athen 2026;
chinesisch: China Renmin University Press, Peking 2026
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